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|Rezension| Sebastian Fitzek “Der Augensammler”

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Verlag: Droemer/Knaur (Juni 2010)

Seiten: 448

ISBN: 3426198517

Preis: 16,95 €

Inhalt

Er spielt das älteste Spiel der Welt: Verstecken. Er spielt es mit deinen Kindern. Er gibt dir 45 Stunden, sie zu finden. Doch deine Suche wird ewig dauern. Erst tötet er die Mutter, dann verschleppt er das Kind und gibt dem Vater 45 Stunden Zeit für die Suche. Das ist seine Methode. Nach Ablauf der Frist stirbt das Opfer in seinem Versteck. Doch damit ist das Grauen nicht vorbei: Den aufgefundenen Kinderleichen fehlt jeweils das linke Auge. Bislang hat der Augensammler keine brauchbare Spur hinterlassen. Da meldet sich eine mysteriöse Zeugin: Alina Gregoriev, eine blinde Physiotherapeutin, die behauptet, durch bloße Körperberührungen in die Vergangenheit ihrer Patienten sehen zu können. Und gestern habe sie womöglich den Augensammler behandelt.

Meinung

Alexander Zorbach beging den Fehler seines Lebens, als er eine geistig verwirrte Frau niederschoss, die ein Baby entführt hatte. Bis heute ist er sich nicht sicher, ob die Frau wirklich gerade in Begriff war, das Kind von der Brücke zu werfen. Seitdem arbeitet er als Journalist. Die neueste Titelstory, die er verfolgt, ist die des Augensammlers – eines Kinderentführers, der die Mütter seiner Opfer umbringt und dem Vater 44 Stunden Zeit gibt, um seine Kinder zu finden. Wenn nicht, tauchen sie tot und mit nur einem Auge wieder auf. Doch aus Zorbachs Recherchen wird ein Wettlauf um die Zeit. Denn plötzlich gerät er in den Verdacht, der Augensammler zu sein. Und dann taucht da noch diese blinde Frau auf, die behauptet, in die Vergangenheit ihrer Physiopatienten sehen zu können. Und gerade hätte sie in die des Augensammlers geblickt.

Bisher hatte ich von Sebastian Fitzek nur „Die Therapie“ und „Das Kind“ gelesen, also weiß ich nicht unbedingt, ob die Aussage „Der Augensammler ist kein typischer Fitzek“ wirklich zutrifft. Ich hätte zumindest nicht auf Anhieb sagen können, dass der Thriller von ihm geschrieben wurde. Das liegt daran, dass die mystische Komponente, die in den anderen beiden Büchern so vorherrschend war, hier nur eine nebensächliche Rolle spielt. Zwar wird sie mit eingebaut durch die Figur der blinden Alina, die plötzlich in Zorbachs Geheimversteck auftaucht und ihm ihre unglaubliche Geschichte auftischt: Alina kann in die Vergangenheit sehen, wenn sie Menschen berührt. Das funktioniert nicht bei jedem, nur bei besonders bösen Menschen. Außerdem sieht sie keine wirklichen Gesichter, sondern nur die ihrer Eltern, da es die einzigen Gesichter sind, an die sie sich noch erinnern kann, da ein Unfall sie mit 3 Jahren geblendet hat. Alina folgt zwar den ganzen Roman über Zorbach bei seinen Ermittlungen auf eigene Faust, Visionen hat sie aber kaum welche. So ist sie letztendlich auch nur eine Begleiterin auf Zorbachs Weg.

Doch auch so ist „Der Augensammler“ ein meiner Meinung nach spannender Thriller. Die Zeit, die abläuft wird durch mehrere Komponenten deutlich gemacht. Zum einen durch die Kapitelnummerierung und die Seitezahl, die beide rückwärts laufen. Außerdem erfährt man am Kapitelanfang immer, wieviel Stunden noch übrig sind, bis das Ultimatum ausläuft. Die Technik ist zwar nicht innovativ, aber beinahe schon unumgänglich.

Die Geschichte selbst wird aus mehreren Perspektiven erzählt: Zorbachs, Alinas, die des entführten Kindes sowie der des ermittelnden Polizisten und Zorbachs jungem Mitarbeiters. Vor allem die Perspektive des Kindes ist aber interessant, da der Junge nicht weiß, was mit ihm los ist und verzweifelt versucht, sich aus seinem Gefängnis zu befreien. Lange Zeit glaubt er, dass alles nur ein böser Streich seiner Freunde ist, bis er sich seiner aussichtslosen Lage bewusst wird. Der Leser derweil rätselt, wo sich der Junge befinde könnte, der seine Umgebung beschreibt, soweit es ihm in totaler Dunkelheit gelingt.

Für jemanden wie mich, der nur selten Thriller liest – oder sie, wenn sie langweilig sind, sofort wieder weglegt – ist Fitzek eine wahre Entdeckung. Auch, wenn ich mir ein wenig mehr Übernatürliches gewünscht hätte, so wie ich es gewohnt war, war „Der Augensammler“ doch ein tolles Buch.



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